Hoppelhase und Struwwelhase
Auf einer Wiese, nahe
dem Waldrand, lebten zwei Hasen. Struwwelhase, weil er so ein
wuscheliges Fell hatte und Hoppelhase, weil er so gerne über die
Kartoffeläcker hoppelte. Jeder von ihnen lebte auf einem Teil der großen
Wiese, aber sie wußten nichts voneinander. Und jeder von ihnen war ganz
allein. Jeder von ihnen klagte so vor sich hin: "Warum hab ich keine
Freunde, warum besucht mich. Niemand, warum hat mich Niemand lieb?" Und
Keiner konnte wissen, daß nur EINE Wiese weiter genau DER Freund wohnte,
den man sich immer gewünscht hatte. Was war der Grund, daß sich die Zwei
noch nie gefunden hatten? Ganz einfach, mitten durch die Wiese verlief
eine stachelige Schleenhecke, in der immer laut kreischende Vögel saßen,
welche die sauren blauen Beeren mit Genuß verspeisten. Und diese
stachelige Schleenhecke schien die Welt der kleinen Hasen abzugrenzen,
von Allem was dahinterlag. Und weil die Hecke so dornig war, machte
Keiner den Versuch zu schauen. was auf der anderen Seite der Hecke lag,
nämlich die andere Hälfte der Wiese und DER REST DER WELT.
Irgendwann tauchte ein
junger Fuchs auf der Wiese von Hoppelhase auf. Der lief ganz aufgeregt
auf ihn zu: "Ja wo kommst Du denn her?" fragte er ganz außer Atem". Ich
dachte schon, hier kommt überhaupt Niemand her, außer den blöden Vögeln
da vorne, die mich immer ärgern, also, sag schon, wie bist Du hierher
gekommen?" "Ganz einfach", antwortete der Fuchs", durch die hohle
Baumwurzel, die da vorne zwischen der Dornenhecke in der Erde liegt, sie
hat auf jeder Seite einen Ausgang." "Was es nicht alles gibt", brummelte
Hoppelhase überrascht vor sich hin und folgte dem Fuchs in großen
Sprüngen über die Wiese." Das muß ich sehen!", rief er voller Neugier
und konnte es kaum erwarten "Ja, aber es kommt noch viel besser!", sagte
der Fuchs mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht". Was denn, nun sag
schon!" Hoppelhase machte vor Aufregung fast "in die Hose" "Da drüben -
"begann der Fuchs ganz bedächtig", ist – na – na - NOCH EINE WIESE.".
Hoppelhase war sprachlos: Eine Wiese hinter der Wiese! Er verstand die
Welt nicht mehr." Ja, und es kommt noch besser", fuhr der Fuchs fort,
"auf der anderen Wiese lebt auch ein Hase, genau wie Du, und er fühlt
sich genauso allein wie Du und er schimpft genauso über die Vögel und -
ich hab ihm gesagt, daß ich Besuch mitbringe, denn ich beobachte Euch
schon eine ganze Weile, Euch Zwei, aber jetzt genug mit den leeren
Versprechungen - MIR NACH!" Sie zwängten sich Beide durch die engen
Gänge der Baumwurzel, alles um sie herum schien wild und urwüchsig, es
war so dunkel, daß man keine Pfote vor den Augen erkennen konnte und auf
einmal: LICHT! Grün schimmerndes Gras leuchtete von außen in den Eingang
und schwupps waren unsere beiden Helden auf der anderen Hälfte der Wiese
,groß und prächtig und mittendrin: STRUWWELHASE. Vor lauter Aufregung
war sein Fell noch struwweliger als sonst, er konnte kaum aus den Augen
schauen, sodaß er die zwei erst bemerkte, als sie schon fast bei ihm
waren.". Darf ich vorstellen: "Herr Struwwelhase -Herr Hoppelhase".
"Herr, hat er gesagt", kicherte Struwwelhase verlegen vor sich hin". Wie
wär’s mit einem kleinen Wettrennen über die Wiese?", fragte Hoppelhase,
um von der Situation abzulenken". Warum nicht - und nachher gibt’s was
zu Futtern" rief Struwwelhase und ging in Position. "Auf die Plätze!",
schrie der Fuchs, "Fertig - Los!" und die zwei rannten um die Wette bis
zum Baumstumpf und zurück - aber wer gewonnen hat, wissen wir nicht,
denn der Fuchs hat es mir nicht erzählt.
Ein Häppchen im Maul
hat er sich klammheimlich verdrückt und Keiner hat mehr was von ihm
gehört. Aber die Hauptsache ist, daß sich nach langem Warten endlich
zwei Freunde gefunden haben.
Und die Moral von der
Geschicht’: WER IMMER NUR ZUHAUSE BLEIBT, DER FINDET SEINE FREUNDE
NICHT!
Dieselbe Geschichte eignet sich natürlich für alle
Stubenhocker, Groß oder Klein, die sich hier wiedererkennen.
Euer René Weber
|